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Limfjord - Mors rundt, 23. - 31. Juli 2004

B I L D E R

Wenn es Dänemark nicht gäbe, müsste es extra für die Ruderei erfunden werden!
Nachdem schon einige Ruderkameraden unseres Vereins als Gäste bei Fahrten des Ratzeburger RC Erfahrungen mit diesem Ruderrevier sammeln konnten, wuchs das Interesse an einer Richtershorner-Fahrt dorthin.

Voraussetzung dafür sind allerdings kundige Bootsobleute, die im Besitz des dänischen "Langtursstyrmands"- Patentes sind. Denn mit unseren Booten ist auf den für unsere Verhältnisse "mächtig gewaltigen" Gewässern wenig zu bestellen, man muss auf die einheimischen Ressourcen an seetüchtigen Inriggerbooten vertrauen. Um die geliehen zu bekommen, braucht man besagtes Patent mit dem langen Namen. Alljährlich finden auch in Deutschland zwei Lehrgänge statt, auf denen man sich zum Langtursstyrmand qualifizieren kann.

Unser Ruderkamerad Siegfried Mantei hat diese Bürde auf sich genommen, und sich und uns mit Unterweisungen in Kleiderschwimmen, Seerecht, Erster Hilfe (Gammel Dansk in allen Lebenslagen) usw. den Zugriff auf die dänische Ruderbootflotte ermöglicht. Mit seinem langjährigen Bootsgefährten und Förderer unseres Vereins Roland Schmidt hatten wir einen weiteren Langturs-Kundigen in unserer 6-Mann-Expedition, die sich am 23. Juli mit unserem Vereinsbus auf den Weg nach Nordjütland machte. Ziel war der kleine Ruderverein in Struer am südlichen Ende des Limfjords, den wir trotz gegenteiliger Wetten auch noch am selben Abend erreichten.

Nach einer wegen des ausgiebigen Ankunftspalavers kurzen Nacht wurden am Morgen die Inrigger-Zweier "Venö" und "Carl Meyer" reisefertig gemacht. Weil wir weder Landdienst noch feste Quartiere geplant hatten, mußten wir die beachtliche Transportkapazität der über 1 m breiten Boote mit Proviant, Zelten und Schlafsachen voll ausnutzen. "Inrigger" bedeutet, dass die Dollen direkt auf der Bordwand stehen, ohne Ausleger. Um den erforderlichen Dollenabstand zu erreichen, sitzen die Ruderer versetzt nahe der gegenüberliegenden Bordwand, d.h., es wird geriemt! Und das schon ab kurz nach 10 Uhr, denn der auffrischende Westwind weckte unangenehme Erinnerungen an eine Limfjordfahrt 7 Jahre zuvor, als wir uns schon auf dem ersten Stück wegen rauhen Wetters aus den Augen verloren und uns erst nach einigen Tagen wieder begegneten.

Zuvor wurde der Seegeist Ekkenekkepen nach altem Brauch mit einem Schluck Gammel Dansk besänftigt. Er bescherte uns auch eine gute Fahrt und trieb nur ein wenig Schabernack, als er dem Steuermann Uwe mittels einer Bö die Seekarte aus der Hand riss und zu sich auf den Seegrund holte. Bereits gegen Mittag landeten wir am Strand von Lavbjerg Hage, unserem ersten Zeltplatz. Chefkoch Sven entfaltete zum ersten Mal seine Künste und blieb auch, unterstützt von willigen Helfern, während der ganzen Fahrt um unser leibliches Wohl besorgt. Bei schönstem Sommerwetter war der Nachmittag der Stimmungspflege gewidmet mit viel Baden und abendlichem Skat.

Doch am nächsten Morgen war's erstmal vorbei mit dem Sommer. Grauer strukturloser Himmel bei empfindlicher Kühle, aber immerhin Schiebewind, der uns segelnd um die Insel Jegindö brachte. Nun erreichten wir das Südende der Insel Mors, deren Umrundung unser Ziel war. Bei der Mittagspause am Rande einer Viehkoppel wurde Uwe, der wohl etwas müde war, am Elektrozaun wieder aufgeladen und konnte hinterher rudern wie ein Ochse.

Auf der Weiterfahrt durch die Visby Bredning bekamen wir es mit einer kräftigen Seitenwelle zu tun. Hier zeigte sich die Leistungsfähigkeit der gedrungenen Inriggerboote. Speziell für den Bugmann ist die Fahrt durch die Wellen allerdings eine feuchte Angelegenheit. Nach einigem Suchen fanden wir auch unseren nächsten Rastplatz auf einer Landzunge bei Villerslev. Von der Steilküste dort bot sich ein herrlicher Rundblick über den Limfjord, dessen Wasserfläche im Licht der Abendsonne glitzerte.

Sonne, kühle Luft und gelegentlicher Regen begleiteten uns auch am nächsten Tag. Aber auch der Schiebewind war uns treu geblieben, und so wurde alles, was als Segel gelten konnte, in die Höhe gehalten, weil man als Ruderer alles tun muss, um das Rudern zu vermeiden. So kamen wir bis nach Vilsund, und nach dem Mittag und dem Ergänzen unserer Vorräte segelnd über die Thisted Bredning. Gegen Abend hatten wir schon fast die Nordspitze von Mors erreicht, und schlugen unser Lager auf einer Landzunge bei Sennels Hage auf. Gegen die Abendkühle half ein Lagerfeuer, das sicher weithin zu sehen war.

Am nächsten Morgen hatten wir Feggerön zu umfahren, eine endlose Sandbank, die das Nordende von Mors bildet. Vorher ging es an der Insel Säbesholm vorbei, das ist die Stelle, wo wir uns auf der vorigen Fahrt wiederbegegneten, als beide Mannschaften Mors in gegenläufigem Sinn umrundeten. Sowie sich der Bug nach Süden wandte, kehrte auch der Sommer zurück. Vor den malerischen Kalkfelsen von Feggeklit wurde im Flachwasser eine Zigarrenpause angeordnet, wobei man, so man wollte, das Raunen der Vorzeit hören konnte. Denn auf eben diesem Felsen soll - der Sage nach - der von Shakespeare besungene Prinz Hamlet seinen Stiefvater Fegge umgebracht haben.

Bei Skarrehage ist eine große Fabrik weithin zu sehen, die man in dieser urwüchsigen Landschaft nicht vermutet. Nach einem im Internet zu findenden Bericht soll von dort der Diatomeenton des Feggeklit abgebaut, von der eingelagerten Vulkanasche gereinigt, gebrannt, gemahlen und mit Deodorantien versetzt als Katzenstreu exportiert werden. Darum wird diese Landschaft - so schließt der Autor resigniert - in 25 Jahren mit Katzenscheiße vermengt in der ganzen Welt verteilt sein.

Auf der Weiterfahrt begleiteten uns bei Ejerslev noch einmal schroffe Kalkfelsen, deren bizarre, durch die Eiszeiten hervorgerufene Faltung durch die eingelagerten Vulkanasche-schichten besonders hervortrat. Die Asche soll von ehemals in den Tiefen des Skagerak tätigen Vulkanen stammen. Nach einem Bad vor dieser eindrucksvollen Kulisse gingen wir auf Zeltplatzsuche. Aber wir ruderten nun an der der Hauptwasserfläche des Limfjord zugewandten Seite von Mors entlang. Das Ufer war durchweg wild und steinig und lud wenig zum Zelten ein. Schließlich musste noch die Draby Vig überquert werden, wo wir mit einer kräftigen Welle zu kämpfen hatten. So kamen wir an diesem Tag noch bis nach Nyköbing/Mors und schlugen unser Lager auf dem Gelände des Nyköbing Roklub auf. Es war nun erst Dienstag und wir hatten Mors schon zu 3/4 umrundet. Darum wurde für den nächsten Tag ein Abstecher zur Insel Fur beschlossen.

Fur ist, zumindest in ihrem Nordteil, eine Bilderbuchinsel. Schroffe Steilküste, dazwischen immer wieder kleine Badestrände, darüber Wiesenmatten und Wälder, in deren Schatten sich vereinzelt malerische Ferienhäuser verstecken. Bei einer Pause vor einem der Steiluferabbrüche begegnete uns ein alter Knabe, dessen Kajak sehr nach Eigenbau aussah. Es war einer der Einzelgänger, die es in diese entlegenen Gegenden zieht. Ein Seekajak braucht er nicht, sagte er, und man hatte den Eindruck, er wusste, wovon er sprach. Nachdem wir mit einem "Gammel" seine Zunge gelöst hatten, schwärmte er von meterhohen Wellen und gab uns allerlei Tipps für die Weiterfahrt.

Während der Mittagspause in der Färker Vig tauchten zwei dänische Zweier auf. Sie legten auf ein Schwätzchen bei uns an und wir erfuhren, dass der Skive Roklub auf Fur eine Außenstelle unterhält. Wir beschlossen, dort zu zelten und machten uns bald auf den Weg. Das Rudern fiel mir sonderbar schwer, denn der Schlingel Sven hatte uns während der Pause einige Steine angebunden. Als wir das endlich bemerkt hatten, und die edle Tat mit einem Bier begossen war, konnte es weitergehen zum Rastplatz. Dort traf sich am Abend alles, was tagsüber die Insel umkreist hatte. Ein Grillabend beschloss diesen schönen Sommertag.

Am nächsten Morgen beendeten wir die Umrundung von Fur und nahmen wieder Kurs auf Nyköbing, denn wir hatten dringend unsere Vorräte zu ergänzen. Nachdem dies durch die Proviantmeister Sven und Uwe unter besonderer Berücksichtigung der flüssigen Nahrung erledigt war, ging es gleich weiter südwärts, denn wir hatten heute noch ein gutes Stück Weg vor uns. Unter der Sallingsund-Brücke hindurch, durch den Salling Sund und Kas Bredning gelangten wir schließlich bis nach Jegind Tap, der Südspitze der Insel Jegindö. Damit war der Kreis um Mors geschlossen, und zur Feier des Ereignisses bewilligte die Fahrtenleitung noch einen kleinen Landgang mit Geschmack. Ein kurzer Ritt noch, und wir landeten wieder an unserem ersten Zeltplatz bei Lavbjerg Hage.

Nun hatte uns die Zivilisation wieder, denn hier war öffentlicher Badestrand. Das war unter anderem daran zu merken, dass dieser Platz offensichtlich auch gern zur Hunde-Defäkation benutzt wird. Am Lagerfeuer war Gelegenheit, die Geschehnisse dieser Fahrt Revue passieren zu lassen, denn für morgen stand als letztes Fahrtziel vor dem Heimathafen nur noch ein Besuch auf der Insel Venö, der Namensgeberin eines unserer Boote, auf dem Programm.

Zuvor machten wir am Morgen noch einen Abstecher durch die weithin sichtbare Oddesund-Brücke in die Nissum Bredning. Roland und Siegfried hatten von einer besonderen Unterwasservegetation dort berichtet, die ihnen auf der Fahrt vor 7 Jahren aufgefallen war. Wir konnten aber nichts davon bemerken. Wie zur Erklärung agierte in einiger Entfernung von uns ein Kutter, der offensichtlich mit einem Greifer den Seegrund bearbeitete. Ein Paddler hatte uns schon zuvor erzählt, dass Raubbau mit den Gewässern betrieben wird, indem der Seegrund mit schwerem Gerät abgeräumt und die darin enthaltenen Lebewesen, insbesondere Muscheln, als Futtermittel verwertet werden. Durch diese Eingriffe wird das biologische Gleichgewicht derart gestört, dass die Wasserpflanzen und Fische verschwinden, und andere Arten wie etwa Krabben und Algen, überhandnehmen. Uns waren diese Veränderungen bereits aufgefallen, als wir bei der Insel Fur durch pinkfarben opalisierende Algenteppiche fuhren.

Wir nahmen nun Kurs auf Tors Odde und Bradser Odde, das ist die Nordspitze von Venö. Hier befand sich nach unserer Erinnerung eine größere Seehundkolonie. Aber wie auch an den anderen uns bekannten Standorten waren sie verschwunden. Wir hatten bisher nur einige Einzelgänger gesehen, die uns manchmal eine Stück des Wegs begleiteten. Die Mehrzahl war wohl dem Seehundsterben zum Opfer gefallen, das vor einigen Jahren grassierte.

Nach diesen eher betrüblichen Eindrücken brauchten wir eine Aufmunterung und ruderten zum Insel-Hafen, um uns in der Hafenpinte ein Trostbier zu genehmigen. Anschließend konnten wir von Siegfrieds Ortskenntnissen profitieren und die kleinste Kirche Dänemarks besichtigen. Das winzige Feldsteinkirchlein, mit einer wunderschön bemalten Kanzel und einem uralten Taufstein ausgestattet, verschaffte uns eine besinnliche Viertelstunde, die unseren schwarzen Rudererseelen gut tat.

Bald brachen wir wieder auf, um uns einen letzten Zeltplatz zu suchen. Wir fanden ihn im Südteil der Insel am Fuße einer mit Heidekraut bewachsenen Steilküste. Noch einmal war Gelegenheit zu einem Rundblick über die riesigen Wasserflächen, die uns ihre bedrohliche Seite nicht gezeigt hatten. Auch unsere Obleute Siegfried und Roland waren merklich erleichtert darüber, dass wir ohne ernsthafte Schwierigkeiten unseren Plan verwirklichen konnten.

Die Überfahrt nach Struer, dem Startpunkt unserer Tour am anderen Morgen war nur noch ein Katzensprung. Dann das übliche: Boote aufklaren, Packen, Mittag, letzte Reste gefährlicher Flüssigkeiten beseitigen (Gammel Dansk war schon längst alle), schließlich der Start Richtung Heimat gegen 13 Uhr. Nach flinker Fahrt erreichten wir, kutschiert von Uwe und Ingo, gegen 20 Uhr unser Bootshaus.

Die Mannschaften:

Boot "Carl Meyer": Siegfried Mantei, Sven Brahm, Ingo Hensel
Boot "Venö": Roland Schmidt, Uwe Geislberger, Achim Hill
   
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